Ein Sportler in zwei Welten

Patrick Luder ist Radballer und Groom auf dem Zweiergespann seines Bruders. Wie es zu dieser ungewöhnlichen Kombination kam.

Hoch oben über Oftringen, in der Nähe des Landgasthofs Bad Lauterbach, befindet sich der Bauernhof der Familie Luder.

Patrick Luder, 27, ist dort aufgewachsen. Und heute wieder dort tätig. «Obwohl ich vom Bauern erst nichts wissen wollte», sagt er. Luder lernte Schreiner, arbeitete auch auf diesem Beruf. Als dann ein neues Gebäude entstand, interessierte ihn der heimatliche Hof wieder mehr. Seit einem Jahr ist er nun dort angestellt, wo auch sein älterer Bruder Marcel tätig ist. Dieser wird irgendwann den Hof übernehmen. 

Marcel Luder ist leidenschaftlicher Gespannfahrer. Mit seinem Zweiergespann auch an internationalen Anlässen unterwegs. Und motivierte Patrick, als Groom ebenfalls in den Fahrsport mit einzusteigen. In einer Position, die vergleichbar ist mit jener des Beifahrers in einem Motorrad-Seitenwagen. «Ich bin Lenkhilfe, trage dazu bei, dass das Gespann stabil unterwegs ist», umschreibt er seine Rolle auf dem Gespann.  

Pferde wurden auf dem Hof der Luders schon immer gehalten, geritten ist er jedoch schon länger nicht mehr. «Ich bin da reingerutscht, mittlerweile gefällt es mir aber auch. Ich werde das wohl noch einige Jahre machen», blickt Patrick Luder vor-aus. «Es ist einfach extrem zeitaufwendig, wenn man international unterwegs ist.» Dienstags oder mittwochs erfolgt die Anreise zum Turnier. Am darauffolgenden Sonntag oder Montag ist er wieder zu Hause. Zwei- bis dreimal pro Jahr ist dies der Fall. Der Aufwand wurde im letzten Jahr belohnt. In Le Pin in Frankreich holten die Luders sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft die Silbermedaille. 

Denn Patrick Luder ist nicht nur Gespannfahrer und Angestellter auf dem Hof, er ist auch noch Radballer. Und dies erst noch auf höchstem nationalem Niveau. 

In einem Ferienkurs hat alles begonnen

Elfjährig war Luder, als in einem Ferienpass-Kurs auf dem Oftrin-ger Obristhof Radballlektionen angeboten wurden. Velo fuhr er als Junge schon gern, auch den Weg in die Schule hinunter ins Dorf legte er radelnd zurück. «Dazu ist es ein Ballsport,man spielt es mit einem Partner zu-sammen. Das gefällt mir», erklärt der 27-Jährige seine Faszination für die Sportart Radball.

Er trat dem VC Oftringen bei, das nötige Talent brachte er ebenfalls mit, und stieg bis in die erste Mannschaft auf. Wo er heute mit Routinier Andreas Zaugg zusammenspielt und in der NLA aktuell den dritten Platz belegt.

Sechs Turniere in der regulären Saison

Auch diese Sportart dürfte er noch einige Jahre betreiben, in der Regel stehen zwei Trainings pro Woche auf dem Programm. An sechs Samstagen pro Jahr sind Meisterschaftsrunden an-gesetzt, die jeweils in Turnier-form in einer der Heimhallen eines NLA-Clubs stattfinden. Dazu kommen je nach sportlichem Abschneiden ein Halbfinal- und ein Finalturnier sowie Freundschaftsturniere ausserhalb der Meisterschaftsperiode, die von Januar bis in den Spätsommer hinein dauert, mit einer Pause im Juli und August.

Die Luders führen nicht nur den Hof hoch über Oftringen, sondern führen auch im Auftrag Holzer- und Gärtnerarbeiten aus. Zusammen mit zwei Sportarten auf hohem Niveau ergibt dies ein Pensum, das nicht immer leicht zu bewältigen ist.
«Bei Schönwetterperioden im Sommer kann es schon viel werden», sagt Luder. Ist er lieber Radballer oder mit dem Pferde-gespann unterwegs? «In der Radballhalle halte ich mich lieber auf», sagt er.

Keine Aktivitäten auf dem Hof an einem Spieltag

Als Leistungssportler muss Luder auch darauf achten, dass er sich optimal auf einen Wettkampf vorbereiten kann. Nicht immer einfach, wenn man auf einem Bauernhof lebt. Am Tag einer Radballrunde steht Patrick Luder als Arbeitskraft in der Landwirtschaft nicht zur verfügung. «Dann schlafe ich aus, mache möglichst wenig, trinke am Morgen Kaffee und esse vor der Abfahrt einen Teller Teigwaren.» Etwa eine Stunde vor dem Start der Runde treffen Andreas Zaugg und er am Spielort ein, um dann in der technisch anspruchsvollen Sportart möglichst viele Bälle im gegnerischen Tor zu versenken und mit viel Körperbeherrschung in der Abwehr möglichst wenige Treffer einzukassieren.

Der Sonntag schliesslich gehört in der Regel der Freundin, die im Solothurnischen ebenfalls auf einem Bauernhof lebt. In Patrick Luders Leben hat ganz vieles Platz, und das vermutlich noch für einige Zeit.

(C) Reto Pfister, Zofinger Tagblatt

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert